Kreislaufwirksame Pharmaka

Eine antianginöse, antihypertensive oder antiarrhythmische Therapie sollte in aller Regel perioperativ fortgeführt werden. Dies gilt besonders für β-Rezeptorenblocker und Nitrate, da hier ein Absetzen der Therapie eine Myokardischämie mit Myokardinfarkt auslösen kann.


Beta-Rezeptorenblocker

Die Indikationen für einen präoperativen Neubeginn einer Therapie mit β-Rezeptorenblockern werden kontrovers diskutiert. Nach der Leitlinie der Europäischen Kardiologischen Gesellschaft (ESC) von 2009 wird die präoperative Gabe eines β-Rezeptorenblockers empfohlen:

 

  • unabhängig vom individuellen Risikoprofil bei allen Patienten, die sich einem kardialen Hochrisikoeingriff unterziehen, sowie
  • unabhängig von der Art des Eingriffs bei allen Patienten mit nachgewiesener KHK und dokumentierter Myokardischämie unter Belastung [1].

[1] Poldermans D, Bax JJ, Boersma E et al (2009) Guidelines for pre-operative cardiac risk assessment and perioperative cardiac management in non-cardiac surgery: the Task Force for Preoperative Cardiac Risk Assessment and Perioperative Cardiac Management in Non-Cardiac Surgery of the European Society of Cardiology (ESC) and endorsed by the European Society of Anaesthesiology (ESA). Eur Heart J 30:2769–2812


Kalzium-Antagonisten

Im Allgemeinen wird eine bestehende Dauertherapie mit Kalzium-Antagonisten perioperativ weitergeführt.


Diuretika

Die Fortführung einer Therapie mit Diuretika am Operationstag bringt selten Vorteile, birgt aber das Risiko der perioperativen Hypovolämie und Hypokaliämie. Eine Dauertherapie mit Diuretika sollte jedoch postoperativ rasch weitergeführt werden, insbesondere bei Patienten mit Herzinsuffizienz [1].

[1] Poldermans D, Bax JJ, Boersma E et al (2009) Guidelines for pre-operative cardiac risk assessment and perioperative cardiac management in non-cardiac surgery: the Task Force for Preoperative Cardiac Risk Assessment and Perioperative Cardiac Management in Non-Cardiac Surgery of the European Society of Cardiology (ESC) and endorsed by the European Society of Anaesthesiology (ESA). Eur Heart J 30:2769–2812


ACE-Inhibitoren / Angiotensin-II-Rezeptorantagonisten

Bei Patienten, die ACE-Inhibitoren (ACEI) oder Angiotensin-II-Rezeptorantagonisten (ARB) noch am Operationstag einnehmen, treten perioperativ gehäuft Hypotensionen auf, die durch konventionelle Vasokonstriktoren oft nur unzureichend therapierbar sind und gelegentlich die Gabe von Vasopressinanaloga erfordern. Andererseits kann ein Absetzen der Therapie eine perioperative Hypertension zur Folge haben und insbesondere bei Patienten mit linksventrikulärer Dysfunktion die kardiale Situation verschlechtern. Bei Eingriffen mit hohen Volumenverschiebungen wird auf eine Medikation mit ACEI oder ARB am Operationstag meist verzichtet.


Digitalisglykoside

Patienten mit normofrequenter absoluter Arrhythmie sollten Digitalis-glykoside weiter erhalten, da hier das Absetzen perioperativ Tachyarrhythmien auslösen kann.