Welche Risiken hat eine Vollnarkose für mich?

Anästhesie heute ist so sicher wie nie zuvor. Dies ist unter anderem darauf zurückzuführen, daß in den letzten Jahrzehnten die Überwachung der Patienten während der Narkose durch die technische Entwicklung deutlich verbessert werden konnte. Ferner wurden neue, kurzwirksame und ultrakurzwirksame Narkosemittel entwickelt, die erheblich besser vertragen werden. Zusätzlich werden die Narkoserisiken weniger von der Anästhesie selbst, als vielmehr von Begleiterkrankungen des Patienten und von der Art und der Dauer der Operation bestimmt.

Für körperlich belastbare, gesunde Patienten, die sich einem ambulanten Eingriff unterziehen müssen, ist das Risiko äußerst gering.

Trotz gewissenhafter Narkoseführung und Überwachung besteht die Möglichkeit, daß Komplikationen auftreten können selbst dann, wenn die Behandlung durch den Narkosearzt fehlerfrei ist. Wichtig dabei ist, dass auftretende Komplikationen vom Anästhesisten erkannt werden und er umgehend darauf reagiert.

Mögliche Risiken, Begleiterscheinungen und unerwünschte Neben-wirkungen im Rahmen einer Narkose sind:

 

Gelegentliche unerwünschte Wirkungen der Anästhesie: 
(Häufigkeit: 1:10 - 1:100)

  • Bluterguss oder Blutung (nach Blutgefäßpunktion)
  • Zittern und Frieren (Shivering)
  • bei Kindern in der Aufwachphase: Weinen, Schreien, Toben
  • bei sehr alten Patienten und solchen mit Demenzerkrankungen: für einige Stunden Verwirrtheit und Aggressivität
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Hals- und Rachenschmerzen
  • Schluckbeschwerden
  • mehrfache Blutgefäßpunktionen (v.a. bei schlechten Venenverhältnissen)
  • vorübergehender Blutdruck- und Pulsabfall

 

Seltene unerwünschte Wirkungen der Anästhesie: 
(Häufigkeit: 1:100 - 1:1.000)

  • Atembeschwerden
  • Kreislaufreaktionen
  • Infektionen im Bereich der Einstichstelle (z. B. Venenreizungen, Venenentzündungen, Spritzenabszess, Absterben von Gewebe)
  • Heiserkeit (vorübergehend)
  • Kopfschmerzen
  • Juckreiz 
  • leichtere allergische Reaktionen
  • Zahnschäden (auch an Implantaten und fest sitzendem Zahnersatz) mit Notwendigkeit einer zahnärztlichen Behandlung
  • Herzrhythmusstörungen (vorübergehend)
  • krampfartiger Verschluss der Luftwege (z. B. Laryngospasmus, Bronchospasmus)
  • vorübergehende oder bleibende Nervenschäden nach Blutgefäßpunktion (z. B. Missempfindungen, Berührungsempfindlichkeit, Taubheitsgefühl)
  • Lähmungen oder Gefühlsstörungen an Armen oder Beinen durch Druck oder Zerrung bei der Lagerung
  • Krampfanfall (bei unbeabsichtigter arterieller Injektion)

 

Sehr seltene unerwünschte Wirkungen der Anästhesie:

(Häufigkeit: 1:1.000 - 1:10.000)

  • Wachheit in Narkose (Awareness)
  • Einfließen von Speichel oder Mageninhalt in die Lunge (Aspiration) mit möglicher Lungenentzündung, Lungenabszess, Lungen-versagen und Notwendigkeit zur künstlichen Beatmung
  • längerfristige Verwirrtheitszustände
  • Verletzungen von Rachen, Kehlkopf, Luftröhre und Stimmbändern mit Missempfindungen, Heiserkeit oder Atemnot
  • bleibende Stimmstörungen (Heiserkeit)
  • lebensgefährliche Herz- und Kreislaufreaktionen 
  • schwere allergische Reaktionen

 

Extrem seltene unerwünschte Wirkungen der Anästhesie: 
(Häufigkeit: weniger als 1:10.000)

  • Herz-Kreislaufstillstand
  • Atemstillstand
  • Bildung von Blutgerinnseln (Thromben) evtl. dadurch Gefäßverschluss (Embolie) mit Organschäden (z. B. Lungenembolie, Schlaganfall mit bleibender Lähmung)
  • allgemeine Blutvergiftung (Sepsis)
  • Entzündung von Organen, z. B. der Herzinnenhaut (Endokarditis)
  • schwerwiegende Unverträglichkeitsreaktionen 
  • lebensbedrohliche Stoffwechselentgleisung mit Anstieg der Körpertemperatur (Maligne Hyperthermie) mit Notwendigkeit intensivmedizinischer Behandlung und evtl. bleibenden Schäden an wichtigen Organen (z. B. Gehirn, Nieren)
  • Organschäden
  • Herzinfarkt
  • bleibend oder lang andauernd: Narben, Schmerzen, Missempfindungen, Taubheitsgefühl und Lähmungen nach Haut-, Weichteil- und Nervenschäden

 

Diese Zahlen werden im Bereich der ambulanten Narkose aufgrund der kurzen Operationsdauer bzw. der Operationsart regelmäßig unterschritten.