Thrombozytenaggregationshemmer

Patienten mit KHK erhalten meist eine Dauermedikation mit Acetylsalicylsäure (ASS) und vielfach auch mit einem ADP-Antagonisten (z.B. Clopidogrel). Für Patienten nach operativer bzw. interventioneller koronarer Revaskularisierung (z.B. Stent), aber auch für Patienten mit akutem Koronarsyndrom ohne ST-Hebung ist der Nutzen dieser Prophylaxe belegt. Bei koronaren Hochrisikopatienten tritt daher das perioperative Blutungsrisiko zunehmend in den Hintergrund [1].

 

Nach derzeitiger Kenntnis sollten ADP-Antagonisten nur vor großen Operationen mit hohem Blutungsrisiko 7 bis 10 Tage präoperativ abgesetzt werden. Zwingend ist ein Absetzen vor  Eingriffen in geschlossenen Höhlen (z. B. Augenhinterkammer).

 

Die perioperative Therapie mit ASS muss individuell erfolgen. Bei koronaren Hochrisikopatienten (rezidivierende Angina pectoris, Zustand nach akutem Koronarsyndrom, Zustand nach Koronar-intervention mit "bare metal stent" (BMS) oder "drug eluting stent" (DES)) sollte eine Medikation mit ASS (z.B. 100 mg/Tag) nur bei Vorliegen absoluter Kontraindikationen (z.B. neurochirurgische Operation) perioperativ unterbrochen werden [1].

[1] Jambor C, Spannagl M, Zwissler B. Perioperative management of patients with coronary stents in non-cardiac surgery. Anaesthesist 2009;58:971-85.


Ticregalor

Ticagrelor ist ein neuer, hochpotenter Thrombozyten-aggregationshemmer, der zur Prävention thrombotischer Ereignisse bei Patienten mit akutem Koronarsyndrom (instabile Angina pectoris, Myokardinfarkt ohne ST-Streckenhebung [NSTEMI] bzw. mit ST-Streckenhebung [STEMI]) – in Kombination mit Acetylsalicylsäure (ASS) eingesetzt wird.

 

Die Behandlung mit Ticagrelor sollte über einen Zeitraum von mindestens 12 Monaten fortgeführt werden, es sei denn, ein Absetzen von Ticagrelor ist klinisch angezeigt. Bei Patienten mit ACS führt das vorzeitige Absetzen der antithrombozytären Therapie angesichts der Grunderkrankung des Patienten zu einem erhöhten Risiko für eine Stentthrombose, einen kardiovaskulären Tod oder Myokardinfarkt.

 

Elektive Operationen sollen daher bis zur Beendigung der dualen Antiplättchentherapie (DAPT) verschoben und wenn immer möglich unter laufender Therapie mit Aspirin durchgeführt werden.

 

Wenn bei einem Patienten eine Operation erforderlich ist, muss das mit einem Absetzen der Medikation verbundene thrombotische Risiko und das Blutungsrisiko bei einem Eingriff unter DAPT sorgfältig gegeneinander abgewogen werden.

 

Bei Patienten unter DAPT sollte ASS perioperativ nicht abgesetzt werden, ausser wenn unter Fortführen der Therapie mit schweren oder fatalen Blutungskomplikationen gerechnet werden muss.

 

Postoperativ wird eine Wiederaufnahme der dualen antithrombotischen Therapie (90 mg Ticagrelor) innerhalb von 24 Stunden empfohlen.

[2] Spahn DR, Borgeat A, Ravussin P, Kern C, Korte W, Chassot PG Empfehlungen für die Anwendung von Ticagrelor im perioperativen Setting bei Patienten mit Status nach Akutem Koronarsyndrom (ACS) Expertengruppe «Ticagrelor & Anesthesiology» Juli 2013


Prasugrel

Prasugrel ist in Kombination mit Acetylsalicylsaure (ASS) zugelassen zur Prävention atherothrombotischer Ereignisse bei Patienten mit akutem Koronarsyndrom, bei denen eine primäre oder verzögerte perkutane Koronarintervention (PCI) erfolgt. Die Behandlung mit Prasugrel erfolgt regelhaft nicht über einen Zeitraum von 12 Monaten hinaus. 

 

Vor geplanten operativen Eingriffen sollte Prasugrel spätestens 7 Tage vor der Operation abgesetzt werden [3].

[3] Bundesministerium für Gesundheit Bekanntmachung [1715 A] eines Beschlusses des Gemeinsamen Bundesausschusses über eine Änderung der Arzneimittel-Richtlinie (AM-RL) in Anlage IV:Therapiehinweis zu Prasugrel BAnz. Nr. 137 (S. 3108) vom 10.09.2010